Dieser Artikel wurde in der Times of Malta (ToM), der Südtiroler Wirtschaftszeitung (SWZ), sowie im founders Magazin veröffentlicht. Der Link zum Artikel in der "ToM" bzw. "SWZ", die PDF/Printausgabe ist jeweils hier (ToM), hier (SWZ) und hier (founders) zu finden.
5 Gamechanger für mehr Erfolg, weniger Scheitern
Ohne Unternehmertum mit ihren mutigen Unternehmerinnen und Unternehmern gibt es keine Unternehmen, keine Arbeitsplätze, keinen Wohlstand und kaum Innovationen. Ein politisches System ohne Unternehmen wäre nicht wettbewerbsfähig und wohl kaum eine stabile Demokratie.
Ein erfolgreicher Gründer, Unternehmer zu sein, macht großen Spaß. Doch wer scheitert, erlebt fatale, oft traumatische Konsequenzen. Und das ist nicht in Ordnung, wo wir doch dringend mehr unternehmerisches Engagement benötigen. Zugleich liegt die Krux schon in den Entrepreneurship-Ausbildungen, in denen es oft um vieles geht, nur nicht um robustes Unternehmertum.
Daumen hoch oder runter?
Ist das Scheitern als Gründer:in eine Ausnahmeerscheinung? Nein, Erfolg ist die Ausnahme, das Scheitern längst die Norm! Dabei erleben wir eine enorme materielle und immaterielle Ressourcenverschwendung, woraus wieder Risikoaversion resultiert. So leidet das unternehmerische Potenzial ebenso wie die Karrieren der Akteure sowie die Zukunft so mancher Familie.
Es ist erschreckend, zu sehen, wie hoch die Quote an Fehlschlägen ist. Bereits nach fünf Jahren existieren laut Eurostat in der EU nur noch 46 Prozent, in Deutschland sogar nur 38 Prozent aller Neugründungen. Nur zwischen 10 und 20 Prozent überleben 10 Jahre. Dieses Spielfeld von Gründer:innen, aber auch Investoren, erinnert fatal an den übermütigen Ikarus, der zu hoch hinaus wollte, zu nah an die Sonne flog und abstürzte.
Die 5 Gamechanger
Was läuft falsch, wäre aber unschwer zu ändern? Hier fünf der wichtigsten Gamechanger:
Erstens: Was vor allem jungen Gründer:innen naturgemäß fehlt, ist die Erfahrung. Das kompensieren Gründerzentren selten. So wurden Entrepreneurship-Ausbildungen ein gutes Geschäft. Nur ist der Großteil davon nichts anderes als Trockenschwimmen im Hörsaal, ohne die unerlässliche Praxis. Selbst die meisten Dozenten sind Unternehmenstheoretiker, haben weder jemals ein Unternehmen erfolgreich gegründet und geführt noch langjährig in einem gearbeitet. Ein solch erworbenes Abschluss-Zertifikat, ob als Master- oder Entrepreneurship-Dekret, bietet lediglich trügerische Sicherheit.
Zweitens: Viele Founder lassen sich von der Verlockung des vermeintlich schnellen Geldes verführen, werden zum OPM-Unternehmer („Other People‘s Money“). Leichtfertig, mit hochtrabenden Business-Plänen, mangelnder, tiefgehender Vorbereitung, begeben sie sich in die verfängliche Arena von OPM, von Investoren, ohne sich über alle Konsequenzen bewusst zu sein und werden letztlich zwischen zwei Fronten aufgerieben: dem Markt und deren Financiers. Dass Unternehmertum ethisch motiviert sein kann und Unternehmer:innen wahre Werte vertreten, nachhaltigen Nutzen stiften sollten, spielt selten die tragende Rolle.
Drittens: Der Kern des unternehmerischen Vorhabens ist oft keine gut durchdachte, geprüfte Innovation, sondern eine Pseudoinnovation. Eine, die möglicherweise längst andere umgesetzt haben oder eine, die zunächst als bombastische Lösung erscheint, letztlich aber Ursache noch viel größerer Probleme ist. Studien zeigen, dass in Bezug auf die für unternehmerischen Erfolg unerlässliche Steigerung des Kundennutzens rund 70 Prozent der Innovationen enttäuschen. Bei digitalen Innovationen, häufig der Dreh- und Angelpunkt gerade von Start-ups, ist die Quote sogar noch schlechter.
Viertens: der Faktor Zeit. Ein schwerer Fehler von Neugründungen ist es, sehr früh zu expandieren, zu skalieren, noch bevor ein solider Unterbau durch konkrete Erfolge geschaffen ist. Doch hier gilt: „Speed kills.“ Geschwindigkeit ist keine Garantie für den Erfolg, sondern birgt ein enormes Risiko. Meist wäre ein wertebasiertes unternehmerisches Handeln im Sinne organischer Nachhaltigkeit mit langem Atem Erfolg versprechender.
Fünftens: toxische Mentoren. Mentoren können sehr hilfreich sein, wenn es die richtigen sind. Vielfach sind Mentoren jedoch dafür nicht ausgebildet. Sie wollen zwar helfen, sind aber zu dominant oder verfolgen Eigeninteressen. Der weise, erfahrene Mentor lehrt durch Fragen und Hinterfragung die Jungunternehmer:innen, die richtige Entscheidung selbst zu finden und somit schrittweise durch derart geschaffenes Denkvermögen und Selbstvertrauen erfolgreich flügge zu werden und es zu bleiben.