Angst vor der Zukunft?
Diesen Artikel hatte ich zuerst in Englisch in der Sunday Times of Malta (Titelseite im Business-Teil „classified“ veröffentlicht, sowie auf Deutsch bei Top Leader.
Ja, auch die aktuellen Zeiten sind in der Tat etwas herausfordernd.
So hat uns Covid-19 nicht nur aus unserer altgewohnten Komfortzone geworfen, sondern es erscheint momentan sogar die Hoffnung, dass die Pandemie bald gemeistert sein und die alte Normalität bis 2025 wieder zurückkehren könnte, als zu optimistisch.
Außerdem konfrontiert uns der Instrumentenkasten der Moderne mit einem gefährlichen Trend, nämlich, das Vertrauen in unsere Demokratien und Institutionen skrupellos anzugreifen, indem allerlei Medien, selbst von einigen Politikern, querbeet mit „alternativen Fakten“, Fake News, Verschwörungstheorien, Unwahrheiten, Desinformationen und Message-Control geflutet und manipuliert werden.
Auch wenn diese Unkultur eine Zeit lang durch den ehemaligen US-Präsidenten Trump offiziell salonfähig gemacht wurde, ist es weder seine Erfindung noch die einer anderen modernen Regierung. Vielmehr haben viele leider nichts aus der Geschichte gelernt und ignorieren, wohin das führen kann. Im Prinzip hat dies seine Ursprünge im Dritten Reich, als Hitler damals plötzlich einen Propagandaminister (Joseph Goebbels) installierte, etwas, das es vorher überhaupt nie gab, weil niemand wusste, dass dies zur Korrumpierung, Machtergreifung bzw. den Machterhalt ein so wichtiges Missbrauchsinstrument sein könnte.
Propaganda bedeutet „Manipulation der Massen“, „Meinungsbildung im Volk“ durch Vortäuschen, Fälschen oder Manipulation von Fakten, Wahrheiten, Erfolgen, von Umfragen, Meinungen, Daten und Statistiken, ja sogar die Gehirnwäsche der Massen durch völlige Inkompetenz. Nach dem Motto, der Zweck heiligt die Mittel, muss man nur hemmungslos die Medienhäuser oder digitale Plattformen kaufen, kontrollieren oder aushungern, seine digitale Troll-Armee, Bots und Algorithmen in Gang setzen und zielgruppengerecht seine manipulierten Informationen wieder und wieder veröffentlichen und die kritischen oder alternativen Berichterstattungen möglichst unterdrücken oder lächerlich machen. Dann hat man die Masse des Volkes, das entscheidende „Stimmvieh“, genau auf der Linie, auf der man es haben möchte.
Wir müssen daher immer sensibler werden, was die Qualität der Informationen angeht! Wir müssen es uns zur Pflicht machen, Informationen zu verifizieren, indem wir verschiedene zugängliche Quellen nutzen und uns nach besten Kräften und mit gesundem Menschenverstand sowie guter Allgemeinbildung bemühen, verantwortungsbewusst im Sinne des Gemeinwohls zu handeln und zu wählen.
Wir haben eine Vielzahl von Gewohnheiten, Gepflogenheiten, Ansprüchen und sogenannten „Normalitäten“ kultiviert, die so in der Geschichte der Menschheit noch nicht vorgekommen sind. Dazu gehört, dass es für uns heute selbstverständlich und natürlich ist, völlig mobil zu sein, sogar in einem erdumspannenden Ausmaß und zum Schnäppchenpreis. Dass das einmal nicht so war, oder dass dies alles vom Anspruch her ein wenig zu hoch angesiedelt sein könnte, kommt vielen gar nicht in den Sinn.
Wir haben inzwischen hohe Ansprüche auch an die Sicherheit, an die gesamte Hygiene- und Medizin-Kultur, wir verlangen, dass uns medizinisch ein gesundes Leben bis zum Alter von 80, 90, 100+ und ein – wie wir es nennen – „befriedigendes Leben“ garantiert wird, der Staat für alles herhält und dass es immer so weiter geht.
Nur erlangen inzwischen vermehrt Stimmen und Bewegungen starkes Gewicht, die uns sagen, so kann das nicht weitergehen, so ist das nicht nachhaltig, weder für die Gesellschaft, den Planeten noch für die nachkommenden Generationen. Infolgedessen bekommen viele Menschen Angst, manche geraten gar in Panik, obwohl doch niemand weiß, wie wir uns in 5, 10, 30 oder 100 Jahren entwickeln werden, was wir in Zukunft nutzen, entdecken, erforschen und erfinden werden.
Dabei haben gerade langfristige Prognosen aller Art nur eines gemeinsam: Sie stimmen fast nie! Kein Wunder, denn die Zukunft lässt sich nicht berechnen! Daran wird auch das Zeitalter der Quantencomputer nichts ändern. Die Zukunft ist offen und schier unendlich komplex, sie wird beeinflusst vom berühmten Flügelschlag des Schmetterlings bis hin zum freien Willen jedes Einzelnen der Milliarden an Menschen sowie der Rolle der Naturkräfte, des Universums, usw.
Dennoch geraten die meisten Menschen, vor allem in den industriellen, reichen Ländern, nicht deswegen in Angst und Panik, weil die Zukunft an sich so schwierig wäre, denn das steht ja überhaupt nicht fest, sondern sie bekommen Panik, weil sie Angst haben um ihre Ansprüche und Standards. Obwohl es immer noch so viel Elend und Armut in der Welt gibt, die uns Demut und Dankbarkeit lehren sollten, fürchten sie um ihren Luxus, ihre Gewohnheiten, ihr Leben auf der höchsten Ebene an Multiplikation aller Ansprüche. Zudem besteht weiterhin die Nachkriegsidee, den Kindern und Kindeskindern müsste es noch viel besser gehen, als es einem selbst heute schon gegangen ist. Unser europäisches Anspruchsdenken kennt kein Ende der Fahnenstange, die Leistungsbereitschaft leider schon.
Wir sollten einmal zur Ruhe kommen und in der Realität landen. Nur dann können wir über die Zukunft sagen: Die Welt wird sich weiterdrehen, so oder so. Sie wird nicht untergehen, sie wird nicht zum Wüstenplaneten, sie wird nicht einfach zerbersten. Klar, sie wird irgendwann ans Ende ihrer Tage kommen, aber das hat noch ein paar Milliarden Jahre Zeit.
Die Menschheit wird nicht aussterben – die Menschen werden lernen, immer Wege und Lösungen finden. Es gibt in der Tat herausfordernde Entwicklungen, aber wir werden uns an sie anpassen, so wie wir uns immer an alles angepasst haben.
Angst vor der Zukunft zu schüren ist ein gutes Geschäft. Mit Angst lässt sich Geld machen, und zwar viel Geld. Angst ist einer der besten Wirtschaftsfaktoren, sie wird sogar in der täglichen Werbung lukrativ eingesetzt. Angst macht irrational, sie beschleunigt, sie macht Menschen in hohem Maße manipulierbar, unfrei, abhängig, willig, zudem fehleranfällig.
Angst ist eine Inszenierung, die nicht im Sinne des Menschen ist, nicht im Sinne der Menschheit, und auch nicht im Sinne des Planeten. Zukunftsangst ist die falscheste Befindlichkeit in die man geraten kann! Sie nützt einem selbst nichts, sie nützt niemandem um uns herum, auch nicht den nächsten Generationen und erst recht nicht dem Planeten Erde. Sie schadet nur. Vielmehr gibt es keinen Grund zuzulassen, dass Angst die Zuversicht auf eine „Wunder-volle“ Zukunft lähmt, eine hoffnungsvolle, spannende Zukunft mit unendlichen Möglichkeiten, die einfach nur anders ist!
Nur die Gegenwart ist wirklich wichtig, denn sie gehört uns. Und wenn überhaupt etwas Einfluss auf die Zukunft hat, so ist es die Gegenwart. Unser gegenwärtiges Verhalten, unsere Befindlichkeit, Einstellung und der Umgang damit sind entscheidend für jedermanns ganz persönliche Gegenwart und Zukunft.
Wir sollten uns nicht in einer Gruppe oder der Masse, einer Bewegung oder Szene verstecken. Stattdessen sollten wir eine respektvolle, fröhliche, freundliche, wohlwollende, positive und dankbare Gegenwartshaltung pflegen und damit auch andere mitreißen.
Daher – träumen wir groß und denken optimistisch! Dies ist das richtige Mindset, um eine interessante, vielversprechende, „Wunder-volle“ Zukunft für sich und uns alle zu schaffen.