Pessimismus hat noch nie eine Schlacht gewonnen
Mein Artikel wurde auch in der Sunday Times of Malta (ToM) sowie in der SWZ - (Südtiroler Wirtschaftszeitung) veröffentlicht. Der Link zum Artikel in der "ToM" bzw. "SWZ", die PDF/Printausgabe ist jeweils hier und hier zu finden.
Dem Teufelskreis des negativen Denkens entkommen
Das neue Damoklesschwert einer unsicheren Zukunft
Keine Frage, wir leben in Zeiten großer Herausforderungen. Krieg, Pandemie, Energiekrise, Inflation und riskante Abhängigkeiten von Rohstoffquellen, Lieferketten und Märkten in der Hand von Despoten sowie ständig neue Hiobsbotschaften. Die russische Methode an Lügenpropaganda und Falschnachrichten zielt zudem auf die Stiftung von Verwirrung und Misstrauen ab, sodass sich niemand mehr über den Weg traut. Das Vertrauen erodiert im Großen wie im Kleinen. Wer traut sich heute noch zu sagen, wie er denkt, zu meinen, was er meint, an jedem Ort und gegenüber jedermann ohne Ansehen der Person?
Sukzessive kommt ein paralysierender Effekt zum Tragen, der auch den Mut, das Zutrauen und die Zuversicht gefährlich untergräbt. Die Demokratie scheint zeitweise macht- und hilflos, weil sie eben nicht derart willkürlich agieren kann, der demokratische Prozess braucht seine Zeit. All dies scheint als neues Damoklesschwert einer unsicheren Zukunft über uns in tiefroter Farbe an die Wand geschrieben zu sein. Es gelingt kaum mehr davon wegzuschauen. Das ist keine Glück bringende Lebensform. Wie soll eine positive Zukunftsgestaltung gelingen, ohne Optimismus, Vertrauen und Zutrauen?
Das Gegengewicht der geistigen Neuorientierung
Ja, es ist schlimm, wie Russlands Regime das internationale Recht, die globale Ordnung, den Wert und die Würde des menschlichen Lebens mit Füßen tritt, mit welcher Brutalität Wladimir Putin seinen Angriffskrieg in der Ukraine führen lässt und willkürlich am Gashahn dreht. Damit darf er nicht durchkommen, uns nicht um Jahrhunderte zurückwerfen. Es steht für uns, unsere Kinder, nächste Generationen, unsere zivilisierte Weltordnung zu viel auf dem Spiel.
Wir werden all diese Herausforderungen meistern, wenn wir unsere Werte nicht verraten, konsequent dafür einstehen und vor allem, uns nicht in schwarze Löcher des negativen Denkens hineinziehen lassen. Wir als demokratische Bürger sind nicht für die politische, wirtschaftliche oder klimatechnische Großwetterlage verantwortlich bzw. höchstens indirekt homöopathisch verdünnt. Mit Resignation, Angst und Sorge gießt man nur noch mehr Öl ins Feuer. Vielmehr braucht auch die Welt unsere Standhaftigkeit, gerade in dieser Zeit. Mit diszipliniertem, positivem Denken ist das möglich. Dies kostet nichts, es braucht nur als Gegengewicht eine geistige Neuorientierung. So werden wir letztlich besser und stärker daraus hervorgehen, denn die Idee, man sei ein ausgeliefertes Mitläufer-Opfer einer globalen Dynamik, ist Unsinn.
Sand im Getriebe
Unser Kulturkreis lebt seit Jahrzehnten in einer Zeit des Überflusses und Friedens. Dabei wurde das Selbstverständnis geschaffen, es ginge immer so weiter, es würde immer besser und mehr, das sei normal. Dies schuf nicht nur eine Gewöhnung an den Wohlstand, sondern in vielen Köpfen den Anspruch, dies habe der Staat, die Gemeinschaft weiterhin zu gewährleisten.
Jetzt aber merkt jeder, durch all die Krisen gerät Sand ins Getriebe. Daher wächst in diesen Zeiten ein allgemeines ungutes Gefühl, unterlegt von der zentralen Frage, ob unser hoher Wohlstand weiterhin noch zu halten sei, es künftig noch aufwärts geht. In Zeiten wie diesen kann es schnell geschehen, dass die Nerven der Gesellschaft blank liegen, die kollektive Angst vor einem weltumspannenden Mangel grassiert, der mindestens so ansteckend zu sein scheint wie ein Virus. Einem Mangel an Zukunftsmöglichkeiten, an Perspektiven, an Einkommen und Auskommen, einem Mangel an Stabilität und Sicherheit, an Antworten auf dringende Fragen der Zeit, an Verlässlichkeit und Berechenbarkeit. Ebenso wächst die Sorge um die Demokratie, um stimmige Systeme, bezahlbare Energie und Lebensmittel, um Beförderungs- und Mobilitätsmöglichkeiten. Alles scheint nun unter Vorbehalt zu stehen, nach dem Motto: Ja, wir wollen nächstes Jahr wieder in Urlaub fliegen, wenn das noch geht. Ja, ich baue das Haus, wenn ich es noch finanzieren kann. Ja, wir wollen es im Winter warm und gemütlich haben, so noch möglich und leistbar. Das befördert kein gutes Lebensgefühl. Dies ist auch verständlich, denn dem Dauerbeschallungsprogramm an bedrohlichen und negativen Nachrichten, des Jammerns, des Klagens, des Fakten Aufzählens aus all den verschiedenen Medien und seinem Echo durch unsere Mitmenschen kann man nicht immer entkommen.
Auch die früheren Zeiten waren nicht nur golden
Machen wir uns doch bewusst, es gab immer schon, von jeher und in jeder Epoche einen etwas anders gelagerten Mangel. Die früheren Zeiten waren nicht so golden, so viel besser und schöner, es gab nur anderen Mangel. Und solche Kipppunkte wie ein Jahrhundert und Jahrtausendwechsel haben immer große Dynamiken entfaltet, die erdbebenartig wirken können, die Vorboten und auch Nachbeben haben. Das erscheint vielleicht heute nicht so offensichtlich, aber wer genau recherchiert, wird dies erkennen. So gab es früher einen Mangel an z. B. Gleichberechtigung, Chancen, Transparenz, an Möglichkeiten, an Konsumgütern, Ausbildung, Komfort, einen Mangel an Gesundheitssystemen, Erfindungen, an Technologien und Mobilitätskonzepten.
Es gab zu jeder nur erdenklichen Zeit immer irgendwo Mangel. So wie es immer schon irgendwo auf der Welt schlimme Hungersnöte und Kriege gab. Allerdings herrscht nun einmal mehr Krieg in Europa. Früher stieg die durchschnittliche Lebenserwartung nur sehr langsam an, in Westeuropa betrug sie 1830 nur 33 Jahre und 1900 weltweit nur 31 Jahre. Die zweite industrielle Revolution brachte 1909 jedoch eine der wichtigsten technischen Erfindungen für die Menschheit hervor. Den deutschen Chemikern Fritz Haber und Carl Bosch gelang nach 20.000 Versuchen bei BASF die industrielle Herstellung von Kunstdünger. Diese Errungenschaft wurde zu einer der bedeutendsten Waffen gegen die bis dahin übermächtige Geißel des Hungers. Binnen nur rd. 100 Jahren ermöglichte sie den exorbitanten Anstieg unserer weltweiten durchschnittlichen Lebenserwartung auf 73,4 Jahre (WHO 2019), in manchen Ländern auf 88 Jahre sowie zudem die Explosion der Weltbevölkerung von damals 1,6 auf inzwischen fast 8 Milliarden Menschen. Auch in der Antike, dem Mittelalter, der Neuzeit gab es einerseits Hoffnungen, Chancen und Möglichkeiten, manchen Überfluss und andererseits Mangel. Mangel und Überfluss sind eine Erscheinungsform, die es in verschiedensten Ausprägungen immer schon gab, immer gibt und immer geben wird.
Es läuft kein Countdown für den Weltuntergang
Unsere Zeiten erscheinen als etwas speziell und sehr turbulent. In Wirklichkeit sind sie genauso „normal“ wie alle anderen Zeiten auch. Sie haben ihre Schwierigkeiten, sie haben ihre Probleme, aber sie haben auch ihre Lösungen. Und eines ist sicher: Nach jedem Tag kommt ein neuer Tag. Und jeder neue Tag bringt neue Chancen. Auch neue Herausforderungen, aber auch neue Chance, möglicherweise neue Probleme, aber auch neue Lösungen. Weder die Welt noch die Menschheit fährt gegen die Wand, es läuft kein Countdown für den Weltuntergang! Bezüglich der Welt und Zukunft gilt, sich zwei unterschiedliche Dimensionen klarzumachen: Es gibt die Welt - und deine Welt. Es gibt die globale Zukunft der Menschheit, aber auch deine eigene Zukunft.
Wer bestimmt meine Zukunft?
Fakt ist, es ist weder die Zukunft der Menschheit noch jene verschiedener Gruppen oder Völker noch die deine festgeschrieben. Somit ergeben sich zwei Möglichkeiten, um die Zukunft mit vorzubereiten: Die eine ist, überproportional stark an der Kollektivzukunft teilzunehmen. D.h. du gestaltest nicht deine Zukunft selbst, sondern du lässt sie von deiner Gesellschaft vorbereiten und gestalten. Das könnte man auch die Fremdbestimmung seiner Zukunft nennen. Genau das passiert, wenn du dem folgst, was alle hören und lesen, dich dabei mental ebenso in die schwarzen Löcher hineinziehen und manipulieren lässt. Wenn du in genau die negative Stimmung verfällst, in die alle zeitweise gerade verfallen, dich genauso hängen oder gehen lässt, wie das gerade viele tun, die in allem, was passiert, jetzt nur noch das große Drama sehen und die negative Seite sehr weit überzeichnen. Damit schaltest du selbst das Licht in deinem Tunnel der Zukunft ab. Dabei vergessen diejenigen allerdings, dass es auch dahinter Steuerungen, Interessen und sehr, sehr viel Geld gibt, dass das Manipulieren und Dagegen-Sein, die Angstmache, ein florierender Wirtschaftszweig ist. Also orientiere dich erst gar nicht daran!
Die andere Möglichkeit ist, seine Zukunft weitgehend selbst zu bestimmen. Das kann man nicht zu 100 %, das ist wohl wahr. Aber es ist doch die Frage, bestimmst du sie nur zu 10 oder 20 % selbst und den Rest erleidest du in einer Opferrolle an Initiativlosigkeit, des negativen Denkens, des Mangels an Gott- und Selbstvertrauen, in der Gewalt anderer ausgeliefert?
Oder aber bestimmst du selbst in Eigengestaltung 70 – 80 % deines Lebens, deiner Zukunft? Natürlich gibt es dann vielleicht noch 10, 20 oder 30 %, die von externen Faktoren wie der Gesellschaft, dem Zeitgeist, den Zeiten und der globalen Entwicklungen abhängen. Aber genau diese Entscheidung an eigener Hoheit über die eigene Zukunft macht den gravierenden Unterschied! Ja, es sind turbulente Zeiten und ja, alle Zeiten sind auf ihre Art und Weise immer irgendwie turbulent, und auch die Zukunft wird in irgendeiner Weise immer turbulent sein und Wandel verlangen und Herausforderungen bereithalten, irgendetwas ist immer. Die sogenannten ruhigen Zeiten gab und gibt es in Wirklichkeit nicht. Man kann versuchen, sich die verschiedenen Phasen der Vergangenheit schönzureden, nur entspricht das nicht der Realität.
Die Programmierung unseres Denkens
Wenn du Zukunftsangst hast und Mangel fürchtest, dann ist das eine stark negative Prägung für dein Denken und Handeln, eine innere Entscheidung, die deinem Geist vorgibt, was du offenbar auch möchtest und dies wird unweigerlich die Maschinerie - die Anziehungskraft des Bezüglichen - in Gang setzen, um dies zu realisieren. Diese Erkenntnis ist uralt und gibt es nicht erst, seit die US-Psychologen und Linguisten Richard Bandler und John Grinder in den 1970er-Jahren das Neuro-Linguistische Programmieren (NLP) entwickelt haben. Wenn du das aber doch gar nicht willst, dann denke doch nicht ständig diese Negativ-Varianten! Dann orientiere dich stur wie ein Esel daran, dir zu sagen, es ist nicht die Zeit des Mangels im umfassenden Sinn und bewahre Humor. Macht dir mindestens klar, dass keiner die Zukunft kennt und daher niemand weiß, ob sie dunkel, halb hell, ganz hell oder strahlend hell wird. Lasst doch einfach die Prognosen bleiben!
Mensch werde wesentlich
Es ist vielmehr eine Zeit, in der für viele Menschen und Organisationen die Chance besteht, sich darüber Gedanken zu machen, was ihnen wichtig und wesentlich ist. Z. B. wofür seine Begeisterung, sein Herz schlägt, was seine wahren Kompetenzen, Leidenschaften und Prioritäten sind. Welche Ordnung im Leben einem wesentlich ist, ob familiär, beruflich, geschäftlich, karriere- und besitztechnisch und deren künftige Ausrichtung. Wobei wesentlich noch weit mehr als wichtig ist, denn es gibt eine Menge Dinge, die man für wichtig hält, es aber nicht sind. Wesentlich heißt, es gehört zu deinem Wesen. Der expressionistische deutsche Lyriker Angelus Silesius (1624-1677) hat dies einst sehr weise in einer Formel auf den Punkt gebracht: „Mensch werde wesentlich“. Ein Aufruf, die Dinge doch zu relativieren, sich auf das Wesentliche zu besinnen, zu fokussieren. Nütze diese Zeit, sortiere und orientiere dich, entledige dich des Unwesentlichen. So werden selbst Zeiten des Mangels zu den Zeiten deines größten Gewinns! Dann sind die Zeiten, in denen sich die Spreu vom Weizen trennt, die guten Zeiten für dich. Deine Zukunft hängt maßgeblich von deiner disziplinierten Vorleistung an positiver Denkarbeit, von der Welt deiner Bilder, deiner Visionen und Gedanken, deiner Hoffnungen und Überzeugungen ab, welche sich erst infolge in die Realität ergießen können. Daher, Mensch werde wesentlich! Gerade in diesen so fantastischen Zeiten, mit so vielen spannenden Entwicklungen und großartigen Errungenschaften, in denen einerseits zwar sehr viel auf dem Spiel steht, aber andererseits doch so immens viel möglich ist.
Anstatt Misstrauen zu säen, rette das Vertrauen und Zutrauen, gib dem Vertrauen eine Chance, vertraue auf eine gute Zukunft! Wie der Fünf-Sterne-General der US-Armee und 34. US-Präsident, Dwight D. Eisenhower (1890-1969), im Juli 1955 zu Recht sagte: "Wir können diese ganze Situation nicht betrachten, ohne zu erkennen, dass Pessimismus noch nie eine Schlacht gewonnen hat, weder im Frieden noch im Krieg."