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Der neue Zeitgeist: Die globale Ordnung wiederherstellen

ZUM BUCH
Zukunftsblick

Der Diesel ist tot! Es lebe das E-Auto?

Die Euphorie verdient eine nähere Betrachtung – und wer offen ist für Fakten, sieht das Thema möglicherweise skeptisch.

Elon Musk, Gründer des innovativen E-Autoherstellers Tesla Inc., hat zweifellos die Automobilindustrie und deren Markt auf den Kopf gestellt. Zu lange haben die Platzhirschen der Autoindustrie zukunftsfähige, nachhaltige Antriebstechnologien verschlafen. Die Debatte über Antriebsarten, ausgelöst durch den betrügerischen Diesel-Skandal bestimmter Hersteller, ist leider arm an Fakten. Die Debatte läuft eher emotional und interessengesteuert – und wegen der problematischen Luftqualität in vielen Städten auch unter Zeitdruck. Weitere Hektik bewirkt die Entscheidung des deutschen Bundesverwaltungsgerichts, dass Diesel-Fahrverbote in Städten zulässig seien. Ein Urteil, das sich kaum nur alleine auf Deutschland auswirken dürfte.

Der erste Hybrid ist von 1912

Semper Vivus

Die Nachteile des E-Autos

Nun, der Elektroantrieb an sich ist nicht das Problem. Die große Frage ist, woher kommt der Fahrstrom dafür? Denn selbst die noch immer sehr teure Wasserstoff-Brennstoffzelle erzeugt letztlich elektrische Energie. Zunächst klingt es ziemlich verlockend, dass es derzeit keinen effizienteren Antrieb gibt als den elektrischen: Um eine mechanische Kilowattstunde im Fahrzeug zu haben, sind „nur“ 1,4 Kilowattstunden beispielsweise aus einem Photovoltaik-Kraftwerk nötig. Ein Verlust von nur 30 Prozent von der Erzeugungsquelle des Stroms bis zum Rad gilt als vergleichsweise äußerst gering.

Die Probleme lauern woanders:

  • Generell würde ein E-Auto-Boom den Strom massiv verteuern, weil die Nachfrage steigt.
  • Für die Stromerzeugung brauchen wir noch über viele Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg weiterhin nicht-erneuerbare, also "schmutzige" Energien. Also verlagern wir beim Akku-basierten E-Auto die Abgase weitgehend nur vom Auspuff zum Kamin fossiler Kraftwerke. Der Bürger sieht es nur nicht. Einzig die Schadstoffbelastung auf Kniehöhe (Auspuff) in z.B. Städten geht zurück, und die Kamine im Kraftwerk haben bessere Filter als ein Auto.
  • Im Grunde bestehen die Akkus für E-Autos – in ihren Komponenten aus den handelsüblichen aufladbaren Batterien (Batteriezellen genannt) die wir auch im Haushalt verwenden – nur eben massenhaft zum großen Akku gebündelt. Rasch kommt ein Gewicht von bis zu 750 Kilogramm zusammen.

Übrigens verdanke ich es auch meinem hochgeschätzten Freund Dr.-Ing. Ulrich Bez, einem der herausragendsten und erfahrendsten internationalen Autobosse, dass ich über dieses Thema so viel dazu gelernt habe. Mein Dank für die Unterstützung am Faktencheck für diesen Artikel gebührt zudem meinem österr. Freund Prof. Dr.-Ing. Manfred Weissenbacher, ein Profi für das Thema um Energie und insbesondere Batterien, vom Institut für nachhaltige Energien an der Universität von Malta.

Der neue Zeitgeist: Die globale Ordnung wiederherstellen

Mein Artikel wurde auch in der Sunday Times of Malta (ToM) sowie in der SWZ - (Südtiroler Wirtschaftszeitung) veröffentlicht. Der Link zum Artikel in der "ToM" bzw. "SWZ", die PDF/Printausgabe ist jeweils hier und hier zu finden.

Momentan leben wir auf dünnem Eis

Wegen der globalen Krisen und erst recht aufgrund Putins Angriffs-Krieg gegen die Ukraine leben wir aktuell auf dünnem Eis. Vieles steht infrage. Eine neue Epoche, ein neuer Zeitgeist zeichnet sich ab, denn das Fass ist übergelaufen. Maßgebliche Veränderungen sind die Folge. Große Herausforderungen mit Risiken, aber trotzdem viel positivem Potenzial.

Den Zeitgeist zu erkennen, ist elementar. Denn wer das Schwungrad des Zeitgeists – einen immer schon wesentlichen Aspekt der Mechanismen für nachhaltigen Erfolg – nützt, ist naturgemäß erfolgreicher. Denn was nicht mehr in die Zeit passt, ob an Denken, Verhalten, Vorgehen, Strukturen, Systemen, Technologien – es verliert an Akzeptanz, bekommt starken Gegenwind. Was aber in die Zeit passt, wird sich unaufhaltsam entwickeln und erfährt kräftigen Rückenwind.

Bei den ersten globalen Krisen unseres jungen 21. Jahrhunderts – von der Finanzkrise über die Klimakrise bis hin zur Covid-19-Pandemie – haben wir von weltumspannenden „Disruptionen“ gesprochen, von Störungen. Sie haben etablierte Strukturen und Ordnungen ins Wanken gebracht: die Finanz- und Wirtschaftssysteme, die globalisierten Lieferketten und damit die weltweite Güterversorgung. Die Globalisierung offenbarte ihre Zerbrechlichkeit und vor allem, wie schnell sie kippen kann und dass wir keinen Plan-B haben.

Doch nun haben wir es mit einem Konflikt zu tun, der das Bisherige in den Schatten stellt: Bei Wladimir Putins Krieg gegen die Ukraine haben wir es mit einem Angriff auf unsere aufgeklärte Welt zu tun. Wenn wir jetzt nicht richtig reagieren, herrscht bald das Recht des Stärkeren. Es zeichnet sich nichts Geringeres als ein globaler Kampf um die Vorherrschaft der politischen Systeme des 21. Jahrhunderts ab. Es braucht ein grundlegendes Umdenken beim Umgang mit Despoten und Autokratien.

Dabei haben uns schon länger andere Herausforderungen begleitet – doch wir haben daran nichts verändert, haben uns daran gewöhnt: etwa der exorbitante Anstieg der Verschuldung vieler Staaten, so auch in der Euro-Zone, und die von der EZB gigantisch gesteigerte Geldmenge, die – neben krisenbedingten Teuerungen – das eigentliche Kernproblem der Inflation ist.

Auch der Kapitalismus benötigt eine Reform, weil die Vorteile der Produktivitätssteigerung der vergangenen Jahrzehnte kaum bei den weniger wohlhabenden 60 Prozent der Bevölkerung ankommen. Das ist sozial eine tickende Zeitbombe.

Ein Konflikt, der den Status quo aus den Angeln hebt

Laut Aussagen von Altkanzlerin Angela Merkel im Juni 2022, hasst Putin das westliche Demokratie-Modell und will die EU zerstören. Putin selbst erklärte, er will, wie Peter der Große „russische Erde zurückholen“. Die Belange anderer Völker sind ihm gleich, er kennt keine Moral, für ihn heiligt der Zweck jegliche Mittel. Putin führt nicht nur einen völkerrechtswidrigen Angriffs-Krieg wider alle Zusagen Russlands von 1994 bezüglich der Souveränität der Ukraine aufgrund deren Verzicht auf Atomwaffen. Mit seinem Angriff hat Putin den Status quo der Geopolitik mit Gewalt aus den Angeln gehoben. Er, ein einzelner Mann, hat die Welt politisch um fast ein Jahrhundert zurückgeworfen.

Putins Krieg gegen die Ukraine ist ein Angriff gegen etablierte Ordnungen, Berechenbarkeit und Verlässlichkeit in der Politik, Wirtschaft und internationale Diplomatie. Ebenso gegen die Menschenwürde, die Freiheit, das Kriegsrecht und erst recht gegen die Demokratie und gegen die moderne Zivilisation.

Spätestens jetzt dürfte den meisten klar sein: Ein Menschenleben zählt für Putin und sein Regime ebenso wenig wie die Souveränität von Staaten oder Verträge und Zusagen. Sie verdrehen Fakten, füttern das eigene Volk und die Welt mit verlogener Propaganda und schrecken auch vor Erpressung ganzer Staaten und Völker nicht zurück.

Der Kampf der politischen Systeme hat längst begonnen

Wenig überraschend halten ihm gerade jene Regierungen die Stange, die wie Putin wenig von Demokratie halten. Hier zeigt sich schon die Polarisierung, auf die der Konflikt hinausläuft: Entweder duldet eine Regierung Übergriffe, barbarischen Blutzoll und Vernichtung à la Putin oder eben nicht. Bei den rechtsstaatlichen Demokratien hat das Putin-Russland nun jedes Vertrauen unwiederbringlich verspielt.

Obendrein hat Präsident Putin durch das rasche Umdenken und Zusammenrücken der Allianz des Westens, der EU und G7-Staaten mit deren historisch beispiellosen Sanktionen gegen Russland, die Unterstützungen der Ukraine, den Beitritt der neutralen Länder Finnland und Schweden zur NATO sowie des EU-Kandidatenstatus der Ukraine und Moldawiens, in atemberaubender Geschwindigkeit das Gegenteil von dem erreicht, was er jemals erwartet und gewollt hat. Putin ist damit schon jetzt in eine Art Niederlage geraten, die in der Geschichte seinesgleichen sucht.

Nach Stand der Dinge könnte sich aber auch China ins Abseits manövrieren: China handelt nicht nur bei Umweltschutz und Menschenrechten fragwürdig, sondern auch im Umgang mit geistigem Eigentum, Fairness und Wettbewerbsbedingungen. Und trotz der Dramatik des Ukraine-Kriegs warnte der chinesische Verteidigungsminister Wei Fenghe im Juni 2022 seinen amerikanischen Amtskollegen Lloyd J. Austin: „Wenn jemand es wagt, Taiwan von China zu trennen, wird die chinesische Armee definitiv nicht zögern, einen Krieg zu beginnen, egal um welchen Preis“.

Gerade der hoch entwickelte Industriestaat Taiwan ist somit für den Frieden in der Welt ein weiterer Unsicherheitsfaktor, nicht zuletzt wegen seiner Dominanz in der weltweiten Chipproduktion.

Der Ministerpräsident des traditionell pazifistischen Japans, Fumio Kishida, verkündete im Juni 2022 eine außenpolitische Wende: Japan wolle nun doch seine Sicherheit stärken, weil „Ostasien die Ukraine von morgen“ sein könnte.

Als eine erste Positionskorrektur fassen die USA die Abkehr vom Gedanken des weltweiten Freihandels und neue Schwerpunkt-Allianzen ins Auge. US-Präsident Joe Biden präsentierte im Mai und Juni 2022 konkrete Konzepte, wie das „Indo-pacific economic framework“ (IPEF) und die „Partners in the Blue Pacific (PBP). Mit dabei: Länder wie Brunei, Japan, Australien, Südkorea, Japan, Neuseeland und Großbritannien. Zudem arbeitet die USA an der Formierung einer demokratischen Allianz in Gesamtamerika gegen die autokratische Bedrohung.

Wehrhafte Demokratie – und wehrhafte Ordnung

Über allem steht plötzlich nicht mehr nur die große Frage nach der Wiederbelebung der wehrhaften Demokratie, sondern es ist an der Zeit, einen Schritt weiterzudenken und auch die Frage der wehrhaften Ordnung ins Zentrum zu rücken. Niemals mehr wollen die Gestalter der freien Welt und ihres Wohlstands noch einmal hilflos dabei zusehen, wenn ein einzelner Diktator die Ordnung willkürlich aus den Angeln hebt.

Putin führt den Westen bisher am Gängelband, sei es über Energie oder Nahrungsmittel und setzt auf Angst. Wegen seiner ständigen Drohungen mit der Atombombe wehrt sich der Westen nicht rigoros genug. Dabei weiß Putin, dass ein Atomschlag eine unverzügliche atomare Gegenreaktion auf sein Land auslöst und ihn international endgültig isoliert.

Denn alle Staatsführer, auch in China und Indien, wissen: Damit das eigene Wirtschafts- und ihr Machtgefüge nicht kollabiert, benötigen sie ein funktionierendes Amerika, eine funktionierende EU, eine halbwegs funktionierende Weltwirtschaft, einen halbwegs funktionierenden Handel samt Börsen. Insofern bleibt ein Atomkrieg weiterhin, wie schon im Kalten Krieg, höchst unwahrscheinlich, aber die Drohung damit funktioniert – leider.

Deglobalisierung: Dabei ist nur, wer sich an die Regeln hält

Der neue Zeitgeist wird zudem befördern, auch wirtschaftlich riskante Abhängigkeiten zügig zu entschärfen. Die Konsequenz: ein massiver Trend zur Deglobalisierung.

Die Rückholaktion von Fabriken und ganzer Industriesegmente aus China in benachbarte Länder oder die Heimat läuft bereits. Neben diesem „Nah- und Re-Shoring“ geht es um „Friend-Shoring“ und Wertepartnerschaften, also den Aufbau strategischen Handels mit Ländern, die als freundlich und verlässlich gelten. Und das ist erst der Anfang dieses Umbruchs.

Paradoxerweise beschleunigt China selbst die Deglobalisierung. Denn infolge der Sanktionen und Strafzölle der USA unter US-Präsident Trump beschloss China im Oktober 2020 als eine Schlüsselkomponente des 14. Fünfjahresplans (2021-2025), eine Kehrtwende zur vier Jahrzehnte lang vorherrschten "Reform- und Öffnungsstrategie": Nun will man rasch wirtschaftlich autark werden. Die Lieferketten-Probleme und Russland-Sanktionen, eventuell sogar die Sorge bezüglich Schadenersatzforderungen auf breiter Front mangels frühzeitiger Transparenz in Sachen Covid-19 Pandemie, werden die Chinesen bestärken, dieses Vorhaben beschleunigt umzusetzen.

Natürlich wird eine Deglobalisierung die Inflation noch befeuern, da Produktivität und Preis künftig keine vorherrschenden Kriterien mehr sind. Bei der Wahl und Organisation von Beschaffungsquellen, Standorten und Lieferketten zählen künftig ganz klar Überlegungen der Versorgungssicherheit, der Nachhaltigkeit sowie der geopolitischen Gesinnung.

Auch wenn sich manche Konzerne auf zwei Lieferkettenkreisläufe vorbereiten und Chinas Präsident Xi Jinping ebenso davon spricht – einen für Chinas nationalen Wirtschaftskreislauf und einen für die internationale Welt –, so werden sich moderne, aufgeschlossene Unternehmen zu kultivierten Standards bekennen müssen, um international nicht auf der Strecke zu bleiben.

Ein neuer Zeitgeist bedeutet also: Die Macher und Entscheider der freien Welt müssen sich und ihre Nationen gegen globale Disruptionen und Aggressoren wirksam absichern. Totalitäre Systeme ändert man leider nicht durch Diplomatie oder das Prinzip „Wandel durch Handel“ bzw. Hoffnung auf Einsicht und Vernunft.

Das „Nie wieder“ von 1945 ist jetzt auch ein „Nie wieder“ von 2022. Es braucht neue, wirksame Spielregeln, um die Ordnung wiederherzustellen und abzusichern. Das gilt im Hinblick auf sämtliche globalen Krisen, also auch Covid-19, Klima, Lieferketten, den längst hochproblematischen Krieg im Netz.

Beschlüsse des G7-Gipfels im Juni 2022 in Elmau standen bereits unter diesen Vorzeichen, wie u. a. die Stabilisierung der Weltwirtschaft und Energieversorgung, gleicher Wettbewerbsbedingungen, die Stärkung der Menschenrechte on- und offline, Bekämpfung von Desinformation, die Mobilisierung von 600 Milliarden US-Dollar als Verstärkung der Zusammenarbeit für eine gerechte Energiewende mit Indien, Indonesien, Vietnam und Senegal.

Eine neue Weltordnung

Der neue Zeitgeist zielt mit seinem „Nie wieder“ auf eine robuste Ordnung ab, sowie auf die Wehrhaftigkeit der Ordnung – wo nötig auch rechtsstaatlich und militärisch – und dies möglichst in einem weltweiten Modus.

Letztlich bedeutet dies, anzuerkennen, dass es die Idee einer Weltgemeinschaft gibt. Das ist bereits ein Stück über die Herausforderungen des Klimawandels vorbereitet worden, denn inzwischen wurde weitgehend verstanden, dass der Klimawandel nicht an einer Staatsgrenze haltmacht.

Ein nächster logischer Schritt wäre, sich darauf zu verständigen, wer ein gemeinschaftsschädigendes Verhalten an den Tag legt, von Krieg bis hin zur Abholzung des global so wichtigen Regenwaldes, der hat entsprechende Konsequenzen zu tragen.

Schlussendlich dürfte dies, auch wenn es noch ein sehr weiter Weg und ein großes Ringen darum dorthin ist, zu einer Art Weltgerichtshof führen. Natürlich darf sich dem nicht jeder nach Lust und Laune entziehen können, auch Vetos haben dort nichts mehr verloren. So ein Weltgerichtshof muss nach bestimmten Maßgaben definieren können, was ein gemeinschaftsschädigendes Verhalten ist. Und bei Verfehlungen strafbewehrte Maßnahmen verhängen sowie im Interesse der Weltgemeinschaft die Ordnungswiederherstellung und den Ordnungserhalt mit wirksamen Mitteln und Strukturen durchsetzen können.

Die Frage an alle Völker: In welcher Ordnung wollen sie leben?

Der neue Zeitgeist stellt letztlich allen Völkern die große Frage: In welcher Staatsform wollen sie leben? Ist es die Ordnung des Stärkeren und des Mächtigen? Oder soll die Wirtschaft und Finanzwelt die Hoheit erlangen? Mit oder ohne Orientierung an Menschenwürde und Menschenrechten und modernen Werten?

Die Demokratie ist nicht einfach nur ein schönes Staatssystem, sondern eine Staatsform, die dem Menschenwesen eben am besten entspricht, vorausgesetzt, sie wird gut gehandhabt. Zur Wahrung von Freiheit, Chancengleichheit und Menschenrechten gibt es keine Alternative zur Demokratie.

Ja, es ist leicht, von Europa aus zu sagen: Das russische oder chinesische Volk hat die Wahl. Sicher: diese Regime haben das Volk weitgehend von sachlicher Information abgeschnitten. China erklärte jüngst auch noch den Zugang via Satelliten zum Internet zur staatlichen Bedrohung. Klar, weil objektives Wissen deren Macht gefährden könnte.

Dennoch, damit Despoten und Autokratien menschenverachtend agieren können, braucht es ein Volk, das sich manipulieren und unterdrücken lässt. Gerade weil sich Lügenpropaganda zwangsläufig immer in logische Widersprüche verstrickt, ist es verwunderlich, dass man dies nicht intensiver hinterfragt und eine Mehrheit diese Art regiert zu werden augenscheinlich in Ordnung findet oder nicht zumindest mehr passiven Widerstand leistet.

Mut zur Demokratie und Ordnung

Der neue Zeitgeist weist klar in eine Richtung: Neben einer wehrhaften Demokratie braucht es auch eine wehrhafte Ordnung. Übeltäter sind rigoros von der modernen, demokratischen Weltgemeinschaft auszuschließen. Riskante Abhängigkeiten müssen zügig reduziert werden, es braucht für alles einen Plan-B und robustere Systeme und Strukturen.

Wir sollten mit Mut und Durchhaltevermögen diesen Weg, den uns der neue Zeitgeist bietet, konsequent gehen. Denn inzwischen sollte allen klar sein: weitere faule Kompromisse führen uns nur an den nächsten Abgrund.

So herausfordernd die Zeiten momentan auch sind, ein tatsächliches „Nie wieder“ bietet auch enorme Chancen für unsere Welt. Vor allem mehr Stabilität und Frieden, aber auch Freiheit und Wohlstand für weitere Abermillionen von Mitmenschen und die Absicherung unserer eigenen Errungenschaften. Der neue Zeitgeist erfordert jedoch auch ein Umdenken bei Business-Strategien.

The new zeitgeist: Restoring the global order

My article was also published in the Sunday Times of Malta (ToM) and the SWZ (the South Tyrolean Business Newspaper). Link to the ToM-article resp. SWZ-article or find the PDFs of the print version here and here.

Currently, we are living on thin ice

We are living on thin ice – due to global crises and especially Russian President Vladimir Putin's war of aggression against Ukraine. Many things are in question. A new era, a new spirit of the times, is emerging because the barrel has overflowed. Significant changes are the result. There are major challenges with risks, but nevertheless, a lot of positive potentials.

Acknowledging the zeitgeist is elementary because those who use the flywheel of the zeitgeist – always an essential aspect of the mechanisms for sustainable success – are naturally more successful. When something no longer fits the times, whether in terms of thinking, behaviour, procedures, structures, systems, technologies – it loses acceptance, gets a strong headwind. But what fits the times will develop inexorably and enjoy a strong tailwind.

In the first global crises of our young 21st century – from the financial crisis, to the climate crisis, to the COVID-19 pandemic – we have spoken of worldwide disruptions. They have shaken established structures and orders: the financial and economic systems and the globalised supply chains. Globalisation has revealed its fragility and weakness at the knees. And they have shown that we do not have a Plan B.

But now we are dealing with a conflict that dwarfs what has come before: Putin's war against Ukraine is an attack on our enlightened world. If we do not react properly now, the law of the strongest will soon prevail. A global struggle for the supremacy of 21st century political systems is looming. A fundamental rethink is needed in dealing with despots and autocracies.

Other challenges have accompanied us for a long time – and our becoming accustomed to them has dulled our intent to change anything. For instance, the exorbitant increase in the debt of many countries, including in the Eurozone, and the gigantic increase in the money supply by the ECB, which, along with crisis-related inflation, is the real core problem of our inflation.

Capitalism also requires reform because the benefits of the productivity increases of the past decades hardly reach the less well-off 60 percent of the population. Socially, this is a ticking time bomb.

A conflict that upsets the status quo

According to statements by former Chancellor Angela Merkel in June 2022, Putin hates the Western model of democracy and wants to destroy the EU. Putin declared that, like Peter the Great, he wants to "take back Russian soil". The concerns of other people are negligible to him, he knows no morals, for him, the end justifies any means. Putin is not only waging a war of aggression, in violation of international law against all of Russia's promises of 1994 regarding Ukraine's sovereignty due to its renunciation of nuclear weapons - with his attack, he has forcibly the status quo of geopolitics. Singlehandedly, Putin has set the world back politically by almost a century.

Putin's war against Ukraine is an attack against established orders, civilized cooperation, predictability, and reliability in politics, economics and international diplomacy. It is also an attack on human dignity, freedom, the law of war and, above all, democracy and modern civilisation.

By now, at the very least, it should be clear to most people that human life counts for as little as the sovereignty of states or treaties and pledges to Putin and his regime. They distort facts, feed their people and the world with mendacious propaganda, and do not shy away from blackmailing entire States and peoples.

The battle of the political systems has long since begun

It is precisely those governments that, like Putin, think little of democracy that are supporting him. This shows the polarisation that the conflict leads to: either a government tolerates attacks, barbaric bloodshed and destruction, or it doesn’t. Among democracies based on the rule of law, Putin's Russia has now irrevocably gambled away all trust and respect.

Moreover, President Putin has achieved the opposite of what he ever expected and wanted at breathtaking speed through the rapid rethinking and pulling together of the alliance of the West, the EU and G7 countries with their historically unprecedented sanctions against Russia, the support of Ukraine, the accession of the neutral countries Finland and Sweden to NATO and the EU candidate status of Ukraine and Moldova. Putin has thus already suffered a kind of defeat unparalleled in history.

As things stand, however, China could also manoeuvre itself into the sidelines: China is acting questionably on environmental protection and human rights and intellectual property, fairness and competitive conditions. And despite the drama of the Ukraine war, Chinese Defence Minister Wei Fenghe warned his American counterpart Lloyd J. Austin in June 2022: "If anyone dares to split Taiwan from China, the Chinese army will definitely not hesitate to start a war, no matter the cost".

The highly developed industrial state of Taiwan in particular is thus another factor of insecurity for peace in the world, not least because of its dominance in global chip production.

The prime minister of traditionally pacifist Japan, Fumio Kishida, announced a change in foreign policy in June 2022: Japan wanted to strengthen its security after all because "East Asia could be the Ukraine of tomorrow".

As a first position correction, the US is considering a departure from the idea of global free trade and new priority alliances. US President Joe Biden presented concrete concepts in May and June 2022, such as the Indo-Pacific Economic Framework (IPEF) and the Partners in the Blue Pacific (PBP). Countries such as Brunei, Japan, Australia, South Korea, Japan, New Zealand and Great Britain are involved.

The US is also working to form a democratic alliance in the Americas against the autocratic threat.

Defensible democracy - and defensible order

Suddenly, the big question of reviving a defensible democracy is no longer the only one looming over everything; it is time to think a step further and also to put the question of a defensible order at the centre. Never again do the shapers of the free world and its prosperity want to watch helplessly as a single dictator arbitrarily unhinges the order.

Putin has so far led the West on a tight rein, be it over energy or food, and he relies on fear. Because of his constant threats with the nuclear bomb, the West does not defend itself rigorously enough. Yet, Putin knows that a nuclear strike would trigger an immediate nuclear backlash against his country and isolate him internationally because all State leaders, including those in China and India, know: For their economic and power structures not to collapse, they need a functioning America and EU, a halfway functioning world economy, a halfway functioning trade including stock exchanges. In this respect, nuclear war remains highly unlikely, as it was during the Cold War, but the threat of it works – unfortunately.

Deglobalisation: Only those who play by the rules are in the game

The new zeitgeist will also promote the rapid defusing of economically risky dependencies. The consequence: a massive trend towards deglobalisation.

The return of factories and entire industrial segments from China to neighbouring countries, or the home country, is already under way. Besides this "near-shoring" and "re-shoring", it is about "friend-shoring" and value partnerships, that is, building strategic trade with countries that are considered friendly and reliable. And that is just the beginning of this transformation.

Paradoxically, China itself is accelerating deglobalisation. Because as a result of the sanctions and punitive tariffs imposed by the US under former president Donald Trump, China decided in October 2020, as a main objective of the 14th Five-Year Plan (2021-2025), to make a U-turn on the "reform and opening-up strategy" that had prevailed for four decades: It wants to become self-reliant. The supply chain problems, Russia sanctions, and possibly even concerns about widespread claims for damages due to a lack of early transparency in the COVID-19 pandemic might encourage the Chinese to accelerate the implementation of this plan.

Of course, deglobalisation will fuel inflation, as productivity and price will no longer be dominant criteria. Clearly, security of supply, sustainability and geopolitical sentiment will be the key considerations in the choice and organisation of sourcing, location and supply chains.

Even if some corporations are preparing for two supply chain circuits and China's President Xi Jinping is also talking about this – one for China's national economic cycle and one for the international world – modern, open-minded companies will have to commit to cultivated standards to avoid being left behind internationally.

A new zeitgeist therefore means: the movers and shakers of the free world must secure themselves and their nations against global disruptions and aggressors. Unfortunately, totalitarian systems cannot be changed through diplomacy or the principle of "change through trade", or hope for insight and reason.

The ’never ever again‘ of 1945 is now also a ’never ever again‘ of 2022. New, effective rules of the game are needed to restore and secure order. This applies to all global crises, including the coronavirus pandemic, climate, supply chains the highly problematic war on the internet.

Decisions of the G7 Summit in June 2022 in Germany were already under these auspices, such as stabilising the global economy and energy supply, a level playing field, strengthening human rights online and offline, combating disinformation, mobilising $600 billion to strengthen cooperation for a just energy transition with India, Indonesia, Vietnam, and Senegal.

A new World Order

With its ‘never ever again‘, the new zeitgeist aims at a robust order, as well as at the defensibility of the order – where necessary also by the rule of law and militarily – and this, if possible, in a worldwide mode.

Ultimately, this means recognising that the idea of a world community exists. This has already been slightly prepared for the challenges of climate change, because by now it has been widely understood that climate change does not stop at national borders.

The next logical step would be to agree that those who engage in behaviour that is harmful to the community, from war to deforestation, must bear the corresponding consequences. Ultimately, this should lead to a kind of world court, even if it is still a very long way, and a great struggle to get there. Of course, not everyone should be able to escape it at will, and vetoes have no place there. Such a world court must be able to define, according to certain standards, what constitutes behaviour that is harmful to the community. In the case of misconduct, it has to impose punishable measures, and in the interest of the world community, enforce the restoration and maintenance of order with effective means and structures.

The question to all peoples: In what order do they want to live?

The new zeitgeist ultimately poses the big question to all peoples: what form of State do they want to live in? Is it the order of the strongest? Or should the economy and the financial world take over? With or without orientation towards human dignity and human rights and modern values?

Democracy is not simply a beautiful system of government, but a form of government that best suits the human being, provided it is managed well. There is no alternative to democracy for the preservation of freedom, equal opportunities and human rights.

Yes, it is easy to say from Europe: The Russian or Chinese people have a choice. Certainly, these regimes have largely cut off the people from factual information. China recently declared access to the internet via satellites a State threat. Clearly, because objective knowledge could endanger their power.

Nevertheless, in order for despots and autocracies to be able to act inhumanly, they need a people that allows itself to be manipulated and oppressed. Precisely because lying propaganda inevitably always entangles itself in logical contradictions, it is surprising that this is not questioned more intensively and that a majority apparently finds this way of being governed acceptable or does not at least offer more passive resistance.

Courage for democracy and order

The new zeitgeist points in one direction: besides a defensible democracy, there is also a need for a defensible order. Offenders must be rigorously excluded from the modern, democratic world community. Risky dependencies must be reduced quickly. And we need a Plan B for everything.

With courage and perseverance, we should consistently follow this path that the new zeitgeist offers us. Because by now it should be clear to everyone: further lazy compromises will only lead us to the next abyss.

As challenging as the times are now, an actual ’never ever again‘ offers enormous opportunities for our world: more stability and peace, but also freedom and prosperity for millions more of our fellow human beings, and the safeguarding of our achievements. However, the new zeitgeist also requires a rethinking of business strategies.

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