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Europas Unkultur des Scheiterns

ZUM BUCH
Unternehmertum

Der Diesel ist tot! Es lebe das E-Auto?

Die Euphorie verdient eine nähere Betrachtung – und wer offen ist für Fakten, sieht das Thema möglicherweise skeptisch.

Elon Musk, Gründer des innovativen E-Autoherstellers Tesla Inc., hat zweifellos die Automobilindustrie und deren Markt auf den Kopf gestellt. Zu lange haben die Platzhirschen der Autoindustrie zukunftsfähige, nachhaltige Antriebstechnologien verschlafen. Die Debatte über Antriebsarten, ausgelöst durch den betrügerischen Diesel-Skandal bestimmter Hersteller, ist leider arm an Fakten. Die Debatte läuft eher emotional und interessengesteuert – und wegen der problematischen Luftqualität in vielen Städten auch unter Zeitdruck. Weitere Hektik bewirkt die Entscheidung des deutschen Bundesverwaltungsgerichts, dass Diesel-Fahrverbote in Städten zulässig seien. Ein Urteil, das sich kaum nur alleine auf Deutschland auswirken dürfte.

Der erste Hybrid ist von 1912

Semper Vivus

Die Nachteile des E-Autos

Nun, der Elektroantrieb an sich ist nicht das Problem. Die große Frage ist, woher kommt der Fahrstrom dafür? Denn selbst die noch immer sehr teure Wasserstoff-Brennstoffzelle erzeugt letztlich elektrische Energie. Zunächst klingt es ziemlich verlockend, dass es derzeit keinen effizienteren Antrieb gibt als den elektrischen: Um eine mechanische Kilowattstunde im Fahrzeug zu haben, sind „nur“ 1,4 Kilowattstunden beispielsweise aus einem Photovoltaik-Kraftwerk nötig. Ein Verlust von nur 30 Prozent von der Erzeugungsquelle des Stroms bis zum Rad gilt als vergleichsweise äußerst gering.

Die Probleme lauern woanders:

  • Generell würde ein E-Auto-Boom den Strom massiv verteuern, weil die Nachfrage steigt.
  • Für die Stromerzeugung brauchen wir noch über viele Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg weiterhin nicht-erneuerbare, also "schmutzige" Energien. Also verlagern wir beim Akku-basierten E-Auto die Abgase weitgehend nur vom Auspuff zum Kamin fossiler Kraftwerke. Der Bürger sieht es nur nicht. Einzig die Schadstoffbelastung auf Kniehöhe (Auspuff) in z.B. Städten geht zurück, und die Kamine im Kraftwerk haben bessere Filter als ein Auto.
  • Im Grunde bestehen die Akkus für E-Autos – in ihren Komponenten aus den handelsüblichen aufladbaren Batterien (Batteriezellen genannt) die wir auch im Haushalt verwenden – nur eben massenhaft zum großen Akku gebündelt. Rasch kommt ein Gewicht von bis zu 750 Kilogramm zusammen.

Übrigens verdanke ich es auch meinem hochgeschätzten Freund Dr.-Ing. Ulrich Bez, einem der herausragendsten und erfahrendsten internationalen Autobosse, dass ich über dieses Thema so viel dazu gelernt habe. Mein Dank für die Unterstützung am Faktencheck für diesen Artikel gebührt zudem meinem österr. Freund Prof. Dr.-Ing. Manfred Weissenbacher, ein Profi für das Thema um Energie und insbesondere Batterien, vom Institut für nachhaltige Energien an der Universität von Malta.

Europas Unkultur des Scheiterns

Mein Artikel wurde in der Times of Malta (ToM) sowie in der SWZ - (Südtiroler Wirtschaftszeitung) veröffentlicht. Der Link zum Artikel in der „ToM" bzw. „SWZ", die PDF/Printausgabe ist jeweils hier und hier zu finden.

Wer wagt, gewinnt. Meistens. Aber man kann auch verlieren. Aus Siegen lernt man wenig - wenn überhaupt. Aber aus dem Scheitern lernt man immer, wenn man sich nicht in die Opferrolle flüchtet.

Letztlich kann ein Misserfolg, das Scheitern eine Lektion sein, die den späteren Erfolg oder Sieg umso besser, sicherer, größer und strahlender macht. Und mit etwas Demut gewinnt man sogar an Weisheit.

Sind Sie schon einmal gescheitert?

Scheitern ist menschlich. Es kann jeden treffen. Aber das ändert nichts an seiner Wirkung: Ein Misserfolg ist unangenehm, manchmal dramatisch, sogar peinlich und kann sich wie ein schmerzlicher Verlust anfühlen. Aber ein Scheitern, ein Fehler, kann auch der Beginn vieler neuer Chancen, Herausforderungen, neuer Optionen und Möglichkeiten sein.

Das Einzige, was ein Scheitern zu einer dauerhaften Belastung macht, ist, sich in eine Opferrolle zu flüchten und nichts daraus zu lernen oder zu machen. Auch die Natur macht Fehler, passt sich an oder verhält sich manchmal suboptimal. Aber wie immer ist die Natur unser bester Lehrmeister, denn wenn sie an etwas scheitert, lernt sie daraus und verbessert sich. Das nennt man Evolution.

Auch Unternehmen scheitern – Dienstleistungen, Produkte und Unternehmer durchlaufen einen Zyklus von Höhen und Tiefen. Deshalb benötigen wir evolutionäre Unternehmerinnen, Unternehmer und Unternehmen.

Viele EU-Länder praktizieren eine Unkultur des Scheiterns

Anders als beispielsweise in den USA fehlt uns in Europa eine Kultur des offenen, positiven und modernen Umgangs mit dem Scheitern. In vielen Ländern ist unternehmerisches Scheitern ein Tabu. In Europa stigmatisieren und diskriminieren wir gescheiterte Unternehmer, stellen sie als Verlierer dar, frei nach dem Motto: „Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen“. Zudem verwehren wir ihnen oft auch faktisch eine schnelle zweite Chance für einen unbelasteten Neuanfang.

Seit Jahrzehnten sinkt die durchschnittliche Lebensdauer von Unternehmen weltweit kontinuierlich, und auch die Zahl der Unternehmensgründungen im Vollerwerb befindet sich auf einem neuen Tiefpunkt.
In der EU liegt die Sterberate (Death Rate) von Unternehmen nach den von Eurostat veröffentlichtenRegional Yearbooks im Durchschnitt bei 8 bis 10 % pro Jahr, bezogen auf die Grundgesamtheit der aktiven Unternehmen. Das bedeutet, dass die durchschnittliche Lebensdauer von Unternehmen mit 9 bis 11 Jahren relativ kurz geworden ist.

Laut dem Eurostat-Bericht Key figures on European business - 2022 edition waren im Jahr 2019 die überwiegende Mehrheit der insgesamt 23,2 Millionen Unternehmen (ohne Finanzsektor) in den EU- und EFTA-Mitgliedstaaten kleine Unternehmen. Konkret haben 98,9 % der Unternehmen weniger als 50 Beschäftigte und lediglich 0,9 % sind mittlere Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern. Bloß 0,2 % sind Großunternehmen und Konzerne. Unsere Unternehmenslandschaft besteht somit fast komplett, zu sagenhaften 99,8 %, aus Kleinstunternehmen und KMU, welche 64,4 % der 131,5 Millionen an Arbeitnehmer beschäftigen und mit 52,5 % die Mehrheit zur Gesamtwertschöpfung beitragen. Diese Struktur hat an sich viele Vorteile für eine Robustheit.

Aber bereits 20 % der neu gegründeten Unternehmen überleben laut Eurostat-Bericht das erste Jahr nicht. Und die Fünf-Jahres-Überlebensrate für Unternehmen, welche z. B. 2014 gegründet wurden und 2019 noch aktiv waren, lag bei nur mehr 45 %. Mit anderen Worten: 55 % aller neu gegründeten Unternehmen aus der Kohorte 2014 überlebten keine 5 Jahre.

Und wenn wir uns die Überlebensrate von Start-ups ansehen, das sind jene Neugründungen mit erheblichem Innovations- und signifikantem Wachstumscharakter, so zeigt sich ein alarmierender Anteil von 80 bis 90 %, der innerhalb von 5 Jahren scheitern. Erst recht, wenn wir uns auf die Digital- und Hightech-Szene fokussieren, welche dafür mit Abstand am anfälligsten ist.

Das Traurige daran ist, dass über zwei Drittel dieser gescheiterten Unternehmer infolge so gut wie oder tatsächlich bankrott und derart traumatisiert und gebrandmarkt sind, dass sie in ihrem ganz Leben keinen weiteren Versuch mehr wagen. Das hat fatale Folgen für unsere Volkswirtschaft und unsere Unternehmenskultur.

Scheitern als wichtiger Lehrmeister?

Angehende Unternehmerinnen und Unternehmer hören und lesen immer wieder, dass das Scheitern ein wichtiger Lehrmeister sei. Das stimmt, ist aber ein schwacher Trost, denn niemand gründet und betreibt ein Unternehmen und riskiert damit seine wirtschaftliche Existenz, nur um diese Lektion zu lernen. Schon gar nicht, wenn der ohnehin hohe Preis dafür auch noch mit gesellschaftlicher Intoleranz und Stigmatisierung verbunden ist.

Wie die Unternehmerzeitung WirtschaftsKurier berichtete, schaffen es laut Creditreform in Deutschland weniger als 2 % aller Unternehmen, das 100-jährige Firmenjubiläum zu erreichen. Der Buchautor und McKinsey-Partner Claudio Feser hat ermittelt, dass die Hälfte der börsennotierten Unternehmen bereits innerhalb eines Jahrzehnts verschwindet, nur jedes siebte Unternehmen (ca. 14 %) das 30. und nur jedes zwanzigste (ca. 5 %) das 50. Bestandsjahr erreicht.
Die Studie The Mortality of Companies des Santa Fe Institute an 25.000 US-Unternehmen kommt zu ähnlichen Ergebnissen wie die deutsche Universität Rostock: Ob man Bananen, Flugzeuge oder was auch immer herstellt oder verkauft, die Sterblichkeitsrate von Unternehmen entwickelt sich branchenübergreifend ähnlich.

Wir sollten uns nicht wundern, wenn wir hinterherhinken

Angesichts unserer Unkultur des Scheiterns sollte es uns nicht überraschen, dass von den 9 globalen digitalen Giganten – den »Digital Dragons« – sechs aus den USA (Google, Amazon, Apple, IBM, Microsoft und Meta/Facebook) und drei aus China (Baidu, Alibaba und Tencent) kommen. Kein einziger davon ist in Europa entstanden.

Aus Siegen lernt man wenig. Aber aus dem Scheitern lernt man immer, wenn man sich nicht in eine Opferrolle begibt. Am Ende kann ein Fehlschlag, ein Misserfolg, ein Scheitern sogar zu einer sehr großen Lektion werden, die den späteren Erfolg umso besser, sicherer, größer und strahlender macht. Mit ein wenig Demut gewinnt man sogar an Weisheit.

Zu scheitern, zu verlieren, einen großen Fehler zu machen, einen bedeutenden Irrtum zu begehen, ist im Leben unvermeidlich. Wo gehobelt wird, fallen Späne. Der Trick ist aber, dies nicht zur Gewohnheit, zur Scham oder gar zur Depression werden zu lassen, sondern dankbar aus der Erfahrung zu lernen und immer das Beste daraus zu machen.

Warum ist das Silicon Valley so erfolgreich und berühmt? Was ist ihr Erfolgsgeheimnis?
Es sind deren Papierkörbe!

Der Punkt in den Entwicklungsabteilungen und Start-ups im Silicon Valley ist, dass dort ohne Angst vor Fehlschlägen frei gedacht und entwickelt werden darf, ja sogar werden soll. Dort weiß man, dass 99 % der Ideen, Entwicklungen oder Geschäftsmodelle wieder verworfen werden müssen, weil sie nicht erfolgreich umsetzbar und daher für den Papierkorb gedacht sind. Aber 1 % schafft es, wirklich substanziell erfolgreich zu sein.

Das ist wie bei jedem Künstler, der in der Regel 99 Skizzen für den Papierkorb produziert, bis ein Bild oder Design herauskommt, das er selbst als für die Öffentlichkeit geeignet anerkennt.

Dieses Trial-and-Error – Ausprobieren und wieder Verwerfen – wird im Silicon Valley „Pivoting“ genannt und von Investoren sogar begrüßt und gefördert. Für Europa hingegen ist dieses Konzept mehr als befremdlich.

Ein Unternehmer trifft stündlich, täglich, viele Entscheidungen und geht Risiken ein. Aber niemand weiß im Voraus, wie sich die Dinge entwickeln werden, die wir geplant und angenommen haben, selbst wenn wir die besten Daten, Erfahrungen und Berater zur Verfügung haben. Die einzige Konstante ist die Veränderung, und niemand kennt die Zukunft. Deshalb changieren wir zwischen Erfolg und Misserfolg. Das Risiko des Fehlschlags, des Scheiterns ist inhärent, immer, überall und in allem.

Die einzige Alternative zum Fehlermachen wäre, keine Fehler zu machen. Aber keine Fehler zu machen ist nur möglich, wenn man nichts unternimmt, nichts versucht, keine Entscheidungen trifft, nichts tut. Das aber wäre kein Unternehmertum. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Aus demokratiepolitischer Sicht ist eine Kultur, die Scheitern nicht duldet und zulässt, die Misserfolg und Scheitern sogar verdammt, mehr als fragwürdig. Wie der berühmte österreichisch-britische Philosoph Sir Karl Popper (1902–1994) in einem Interview mit der deutschen Handelsblatt-Gruppe zu Recht postulierte: „Wir können vom Scheitern nur dann profitieren, wenn unsere Gesellschaft das Scheitern nicht sanktioniert“.

Wir sind zu risikoscheu

In Europa gibt es kaum eine Kultur des Scheiterns, wie zahlreiche Studien belegen. Unternehmerisches Scheitern wird nachweislich noch kritischer gesehen als Scheitern im Allgemeinen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass in Umfragen viele Menschen der Meinung sind, dass der Schritt in die Selbstständigkeit, ins Unternehmertum, wegen des damit verbundenen Risikos nicht empfehlenswert sei. Mit anderen Worten: Unsere Bevölkerung scheint überwiegend risikoscheu zu sein und wenig Toleranz für das unvermeidliche unternehmerische Scheitern zu haben.

Laut einer 2019 in Deutschland durchgeführten Studie von Marvin Faradjollahi, Associate bei PwC, veröffentlicht in seinem Buch Entrepreneurship und Scheitern aus psychologischer Sicht, sind zwar mittlerweile 75 % der Bevölkerung der Meinung, dass gescheiterte Unternehmer eine zweite Chance verdienen. Bei der anschließenden Frage, ob sie mit einem gescheiterten Unternehmer eine Geschäftsbeziehung eingehen würden, gaben jedoch über 40 % davon an, dass sie die Produkte eines einmal gescheiterten Unternehmers nur ungern kaufen oder in ihn investieren würden.

Dabei sind viele der heute sehr berühmten US-Unternehmer mehrfach gescheitert, bevor sie sehr erfolgreich wurden. So z. B. feuerte ein Zeitungsredakteur Walt Disney, weil er keine Fantasie habe, während Henry Ford zwei gescheiterte Automobilunternehmen gründete, bevor er mit der Ford Motor Company einen immens erfolgreichen Durchbruch schaffte.

Als Steve Jobs bei Apple gefeuert wurde, sagte er: „Die Schwere des Erfolgs wurde durch die Leichtigkeit ersetzt, wieder ein Anfänger zu sein“. Und wir alle wissen, wie die Geschichte weiterging. Apple Inc. ist seit vielen Jahren das weltweit wertvollste Unternehmen.
Max Levchins Online-Bezahldienst PayPal war sein fünfter Versuch, ein erfolgreiches Unternehmen zu gründen. Bevor Reid Hoffman LinkedIn mitbegründete und in große Namen wie PayPal und Airbnb investierte, gründete andere Start-ups wie SocialNet und scheiterte. Und Evan Williams, Mitbegründer von Twitter, scheiterte kläglich mit seiner ersten Podcasting-Plattform Odeo.

Was aber passiert, wenn man als Unternehmer nicht nur gelegentlich scheitert, sondern im Extremfall pleitegeht? In den USA sieht man das einfach als Pech an, dann hat man dummerweise einen sauren Apfel aus der Kiste erwischt, aber der nächste, der wird dann wieder reif sein. Dort gilt die Devise: „Hingefallen? Macht nichts! Aufstehen, Krone richten und weitermachen“.

Dort kann der gescheiterte Unternehmer innerhalb weniger Monate mit seiner zweiten oder nächsten Chance wieder durchstarten. Er wird sogar ermutigt, als nun erfahrenerer und damit wertvollerer Unternehmer noch einmal von vorn anzufangen. Viele US-Investoren investieren gerne in einen solchen 360° erfahrenen Unternehmer, weil sie davon ausgehen, dass aufgrund dieser Lernkurve die Wahrscheinlichkeit eines erneuten derartigen Fehlschlags gering ist.

Wer dagegen in den meisten EU-Ländern in ein Privatinsolvenzverfahren schlittert, bleibt jahrelang in der Klemme und wird erst nach drei, fünf oder gar sieben Jahren daraus entlassen, um gegebenenfalls neu durchzustarten. In einigen EU-Ländern gibt es diese Möglichkeit noch nicht einmal.

Es sollte uns daher nicht überraschen, dass der Appetit Unternehmen zu gründen verhalten ist. Der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) 2021/2022 zeigt nach wie vor ein bedenkliches Bild, was die unternehmerische Angst vor dem Scheitern betrifft. Der Anteil potenzieller Gründer im Alter von 18 bis 64 Jahren, die zwar gute Geschäftsmöglichkeiten für sich sehen, sich aber aus Angst vor dem Scheitern keine Unternehmensgründung zutrauen, ist einfach zu hoch. Ein Auszug ihrer Anteile aus dem GEM:
Schweiz 30,4 %, Lettland 37,3 %, Norwegen 38,3 %, Niederlande 36,8 %, Deutschland 37,9 %, Slowenien 43,0 %, Polen 43,5 %, Schweden 43,6 %, Frankreich 44,1 %, Finnland 44,5 %, Italien 45,3 %, Slowakei 46,0 %, Irland 49,9 %, Zypern 50,1 %, Spanien 51 %, Griechenland 51,5 %, Vereinigtes Königreich 51,8 %.

Misserfolge sind wie Blätter, die zu Boden fallen

Der berühmte amerikanische Erfinder Thomas Alva Edison (1847–1931) sagte nach 1.000 gescheiterten Versuchen, seine Glühbirne zur Marktreife zu bringen: „Ich bin nicht gescheitert. Ich kenne nur jetzt 1.000 Wege, wie man keine Glühbirne bauen kann“. Er benötigte 3.000 Versuche, bis er zum Ziel kam. Für die so wichtige Erfindung zur Bekämpfung von Hungersnöten durch Kunstdünger benötigten der Nobelpreisträger Fritz Haber (1868–1934) und sein Chemiker-Kollege Carl Bosch (1874–1940) mit ihrem Team bei der BASF Anfang des 20. Jahrhunderts rund 20.000 Versuche, bis die industrielle Synthese von Ammoniak gelang.

Man stelle sich vor, sie alle hätten vorher aufgegeben oder man hätte ihnen gesagt: „Euer erster Versuch muss klappen, denn wir dulden kein Scheitern". Wo wären wir dann heute?

Es gibt dazu ein wunderbares Zitat von Samuel Smiles (1812–1904), dem britischen Denker, politischen Reformer, Arzt, Zeitungsverleger und Eisenbahnmanager:
„Es ist ein Irrtum anzunehmen, dass Menschen durch Erfolg erfolgreich sind; sie sind viel häufiger durch Misserfolge erfolgreich. Wahrnehmungen, Studien, Ratschläge und Beispiele hätten sie niemals so gut lehren können, wie es Misserfolge getan haben.“

Steve Jobs, Vater des Erfolgs von Apple Inc., hat in seiner Biografie (Kapitel 41, Vermächtnis) sehr weise festgestellt: „Eine echte Firma aufzubauen, die auch noch in ein oder zwei Generationen für etwas steht, ist die härteste Arbeit im Geschäftsleben“.

Gegen Scheitern, Fehlschläge und Misserfolge ist nichts einzuwenden, solange es nicht durch illegale Transaktionen verursacht wird. Misserfolge sind wie Blätter, die zu Boden fallen, um im Kreislauf wieder wertvollen Humus für die Zukunft zu bilden. Aber wenn man den Bäumen nicht erlaubt, Blätter zu haben, weil sie abfallen können, dann hat man bald keine fruchtbare Erde mehr. Und dann wird es in Zukunft keine Bäume des Erfolgs mehr geben. Oder wie es in der Bibel heißt: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“

Deshalb sollten wir alle offen sein für mehr Toleranz, für eine moderne Kultur des Scheiterns in Europa. Getreu meinem Motto: „Erfolg zu haben, ist nicht die große Kunst. Die große Kunst ist, erfolgreich zu bleiben! Denn nachhaltiger Erfolg funktioniert nach ganz eigenen Spielregeln und Mechanismen. Memento mori!“

Europe's failure to deal with failure

My article was also published in the Times of Malta (ToM) and the SWZ (the South Tyrolean Business Newspaper). Link to the ToM-article resp. SWZ-article or find the PDFs of the print version here and here.

You learn very little or even nothing from winning. The act of failing, however, can lead to great wisdom

Have you ever failed?

Failure is human – it can happen to anyone. That doesn’t take off its cutting edge – it’s unpleasant, sometimes dramatic, and often feels like a bereavement. However, failure could also be the start of many new opportunities, challenges, new options and possibilities.

The only thing that perpetuates failure is to turn it into a permanent state. Nature itself can look as if it is failing. But as always, nature is the most excellent teacher because when it fails, it proceeds to learn and improve – and that is called evolution.

Businesses also fail – services, products and entrepreneurs go through a cycle of ups and downs. But unfortunately – and unlike what happens typically in the US – in Europe, we lack the culture of dealing adequately and in a modern way with failure.

We stigmatise failed entrepreneurs

In entrepreneurship especially, failure is a taboo – we in Europe stigmatise entrepreneurs, portray them as losers and refuse them a second, unburdened chance to restart from scratch.

For decades, enterprises’ worldwide average lifespan has constantly been shrinking. In the EU, the death rates of enterprises, published by Eurostat’s regional yearbooks, now averaged around eight to 10 per cent per annum in relation to the population of active enterprises. But they vary within the reported 167 regions, almost from three to 19 per cent. In the US and Asia, it’s similar. Thus, the average lifespan of businesses in democracies is short, just nine to 11 years.

According to Eurostat’s report “Key figures on European business 2022 edition”, in 2019, the overwhelming majority, 98.9 per cent, of EU businesses were micro or small enterprises employing fewer than 50 persons and 0.9 per cent of medium-sized enterprises that employed up to 250 people. Only 0.2 per cent are large enterprises.

One out of every five enterprises born in the previous year in the EU’s business economy had not survived their first year. The EU five-year survival rate for enterprises born in 2014 and still active in 2019 was 45 per cent; in other words, 55 per cent of all newly born enterprises from the 2014 cohort did not survive until 2019.

And when we look at the survival rate of start-ups, we see an alarmingly 80 up to 90 per cent of doomed cases within five years, especially when we look at the high-tech wizards.

The pity is that over two-thirds of the failing entrepreneurs become largely broke, traumatised and, in many countries, even stigmatised. Thus, they will never try again.

Aspiring entrepreneurs hear and read again and again that failure is our most important teacher. But no one starts a business just looking for this lesson, of course.

A McKinsey study showed that less than two per cent of all companies reach the age of 100 years; half of all listed companies disappear within a decade. Only one in seven reaches the 30th year of life and only one in every 20th makes it to the 50th anniversary.

In the EU, we have a non-culture of failure

Our highly conservative, old-fashioned and negative sentiment about failure might be due to our complex history of mind in Europe. We shouldn’t be surprised why, out of the global nine digital giants – the so-called digital dragons or big nine – six are based in the US (Google, Amazon, Apple, IBM, Microsoft, and Meta) and three in China, (Baidu, Alibaba, and Tencent) but none are in Europe.

You learn very little or even nothing from winning. The act of failing, however, can lead to great wisdom in business and life. Failure is inevitable – the trick is not to make a habit of it. There are always failed attempts, or you have to lose some to win some, such as breaking an egg to make an omelette. The most important thing is not to lose track; learn and stay tuned.

So, what’s the most crucial thing in Silicon Valley? It’s the rubbish bins! Because they know by concept and normality that one fails largely and has to reject 99 out of 100 ideas and attempts to get the one really successful product or company.

Thus, frequently, you have to throw away all your work early, write off the investment and radically change your project, design, development or business model. In Silicon Valley, this is called pivoting and is welcomed, even pushed, by investors. In Europe, this sounds more than an alien concept.

An entrepreneur takes decisions and risks every hour of every day. But we never know beforehand how things we have considered, assumed and predicted – by even having the best data and experience on hand – will develop. The only constant is change – hence, we sometimes succeed and sometimes fail. The risk of failing is inherent, always everywhere and within everything.

What would be the alternative to avoid failure? Just stop taking decisions. In its extreme form, this would lead to inactivity, irresponsibility, lack of civil courage, lack of independence and complete lethargy. Nothing ventured, nothing gained.

From a democratic and political perspective, a culture that does not allow failure is questionable. As the Austrian-British philosopher and professor Sir Karl Popper, once said in an interview with the German Handelsblatt group: “We can only gain from failing if our society does not sanction the failure”.

We are too risk-averse

In Europe, as many studies prove, there is rarely a culture and tolerance in favour of failure, and business failures are viewed more critically than failures in general. In studies, many respondents think entering entrepreneurship is not recommended due to the existing risk. The population suggests it is predominantly risk-averse and has little tolerance for entrepreneurial failure.

A 2019 study from Germany, authored by Marvin Faradjollahi, an associate at PwC, claims that more than 75 per cent of respondents are optimistic about whether failed entrepreneurs deserve a second chance, which is a positive sea change compared to two decades before. But when asked if they would enter a business relationship with a previously failed entrepreneur, over 40 per cent of respondents said they would be reluctant to buy goods from or invest in the Business of a former failed entrepreneur.

On the other hand, many famous entrepreneurs in the US failed in business before becoming highly successful. A newspaper editor fired Walt Disney for not having any imagination, while Henry Ford founded two failed automotive companies before he was successful with Ford Motor Company.

When Apple fired Steve Jobs, he said: “The heaviness of being successful was replaced by the lightness of being a beginner again.” And we all know how that story continued. Max Levchin’s PayPal was actually his fifth attempt at founding a successful company. Before co-founding LinkedIn and investing in big names like PayPal and Airbnb, Reid Hoffman created SocialNet, an online dating and social networking site that ultimately failed. And Evan Williams, co-founder of Twitter, failed miserably with his first podcasting platform, Odeo.

But what happens if you fail as an entrepreneur not just here and there but to the extreme extent, becoming – for whatever reason – not just insolvent with your business but, consequently, bust with all your personal liabilities for your venture, thus bankrupt?

In the US, they just see it as bad luck, and within a few months, you’ll get your discharge, hence, another second or next chance. You’ll even be encouraged to restart from scratch as an even more experienced and thus, more valuable entrepreneur.

Many US investors are, in fact, happier to invest in a start-up where someone with such a 360-degree entrepreneurial experience is involved, as they assume that because of this learning curve, it might be implausible that failure will repeat itself.

In continental Europe, if there are by any chance proceedings for personal bankruptcy – as this framework of law is still not perfectly harmonised or adequately implemented within the EU and hence very different country by country – discharge will take mostly three, five or even seven years. In some countries, this option is still not provided at all.

So, we shouldn’t be surprised to see fewer successful businesses starting. The Global Entrepreneurship Monitor (GEM) report 2021/2022 still shows a worrying picture about the fear of failure rate. That’s the Percentage of adults aged 18 to 64 who agree that they see good opportunities but would not start a business for fear it might fail.

These are exemplary percentages of the failure rate of a few countries in Europe from the GEM report: Switzerland 30.4, Latvia 37.3, Norway 38.3, Netherlands 36.8, Germany 37.9, Slovenia 43.0, Poland 43.5, Sweden 43.6, France 44.1, Finland 44.5, Italy 45.3, Slovak Republic 46.0, Ireland 49.9, Cyprus 50.1, Spain 51, Greece 51.5, the UK 51.8.

Failures are like tree leaves falling to the ground

Therefore, the founding father of the world’s most valuable company to date – Apple – Steve Jobs, was right in his biography (Chapter 42, Legacy) stating that, "to build a real company that will still stand for something a generation or two is the hardest work in business."

There is nothing wrong with failing as long as illegal transactions don’t cause it. Failures are like tree leaves falling to the ground, becoming the soil for the future. But if you don’t allow trees to grow leaves because they can fall, you don’t get soil anymore. And then you won’t have any trees in the future. Or as stated in the Bible, ‘unless a kernel of wheat falls to the ground and dies, it remains only a single seed.  But if it dies, it produces many seeds.

Therefore, we all should open up for more tolerance, a modern culture of failure in Europe. Following my motto: “To be successful isn’t the problem. But to achieve enduring success is! To be sustainably successful is a great art, a perpetual challenge that follows its own rules and realities. Memento mori!”

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